Der Mitarbeiter als Unternehmensberater


Unternehmer wenden heutzutage viel Geld dafür auf, Unternehmensberater zu engagieren, die Vorschläge ausarbeiten um Abläufe effektiver zu gestalten, um Kosten zu senken und um neue Ertragsquellen aufzutun. Betriebe können viel Geld sparen, wenn sie die eigenen Mitarbeiter genauer befragen würden.  Wege dazu erläutert Karriereberater Christoph Schließke

Wenn in einem Unternehmen Dinge verbessert werden sollen, engagieren die Firmenlenker häufig eine externe Beratungsfirma. Diese hat sicher den Vorteil, Dinge von außen zu betrachten und die Firma auf Gedanken zu bringen, die diese bisher nicht hatte. Gleichwohl bleibt leider der Blick von innen häufig ungenutzt. Wer beschäftigt sich 8 Stunden am Tag oder auch länger mit dem Kunden und seinen Bedürfnissen? Der eigene Mitarbeiter. Wer merkt als erstes, wenn Produktionsabläufe, Lagerhaltung und ähnliches nicht optimal funktionieren? Der Mitarbeiter, der dort den ganzen Tag arbeitet. Es stellt sich die Frage, warum dieses Wissen nicht stärker zum Wohle der Firma genutzt wird.

So gingen zum Beispiel bei VW im Jahr 2011 58.000 Verbesserungsvorschläge ein. Insgesamt konnte der Konzern dadurch rund 100 Millionen € einsparen und honorierte dies mit ca. 19 Mio. € an ausgeschütteten Prämien. Leider machen nicht alle Firmen davon Gebrauch. So gibt es bisher nur in rund einem Drittel aller Firmen ein betriebliches Vorschlagswesen. Über 60% der Betriebe nutzen dieses Mittel also nicht oder nur unorganisiert. Auch zwischen den Branchen gibt es große Unterschiede. So werden in der metallverarbeitenden Industrie rund 3,7 Vorschläge pro Mitarbeiter pro Jahr eingereicht. Schlusslicht bilden hier Banken und Versicherungen mit 0,11 Vorschlägen.

Was können Firmen und Mitarbeiter also tun um dieses erhebliche Potential zu heben? Als erstes müssen Unternehmen eine Kultur für Verbesserungsvorschläge schaffen. Wenn der Mitarbeiter das Gefühl hat, seine Idee wird nicht ernst genommen und Engagement in diese Richtung nicht geschätzt, dann ist es kein Wunder, wenn wenig bei der Geschäftsleitung ankommt. Die Wertschätzung des Engagements ist also entscheidend, ob ein Vorschlagswesen funktioniert. 

Natürlich kann der Betrieb nicht jeden Vorschlag umsetzten. Es ist aber wichtig jede Idee zu prüfen. Dies hatte schon 1872 die Firma Krupp erkannt, die in ihrem Generalregulativ an die Führungskräfte in §13 folgendes schrieb: „Anregungen und Vorschläge zu Verbesserungen, auf solche abzielende Neuerungen, Erweiterungen, Vorstellungen über und Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit getroffener Anordnungen sind aus allen Kreisen der Mitarbeiter dankbar entgegen zu nehmen und durch Vermittlung des nächsten Vorgesetzten an die Prokura zu befördern, damit diese ihre Prüfung veranlasse. Eine Abweisung der gemachten Vorschläge ohne eine vorangegangene Prüfung derselben soll nicht stattfinden, wohingegen denn auch erwartet werden muss, dass eine erfolgte Ablehnung dem Betreffenden, auch wenn ihm ausnahmsweise nicht alle Gründe dafür mitgeteilt werden können, genüge und ihm keineswegs Grund zur Empfindlichkeit und Beschwerde gebe. Die Wiederaufnahme eines schon abgelehnten Vorschlages unter veränderten tatsächlichen Verhältnissen oder in verbesserter Gestalt ist selbstredend nicht nur zulässig, sondern empfehlenswert.“ 

Schon vor rund 140 Jahren wurde also die Wichtigkeit erkannt, die Anregungen der Mitarbeiter zu würdigen. Der sollten Betriebe unbedingt ein betriebliches Vorschlagswesen installieren. Die Erkenntnisse daraus können enorm sein. Außerdem braucht der Arbeitgeber nur eine Prämie zu zahlen, wenn der Vorschlag sinnvoll und umsetzbar ist. Die Honorarrechnung an externe Unternehmensberater erfolgt in jedem Fall, meist unabhängig davon, ob die Ideen umgesetzt werden können oder nicht. 

Auch die Mitarbeiter können an die Geschäftsleitung herantreten und diese bitten, ein solches Vorschlagswesen zu installieren. Dies zeugt von Engagement, Interesse und auch Wertschätzung dem Betrieb gegenüber.

Wer übrigens meint 3,7 Vorschläge pro Mitarbeiter seien schon richtig gut dem sei ein Blick nach Japan empfohlen. Rund 50 Verbesserungsvorschläge reicht im Schnitt jeder Mitarbeiter bei Toyota im Jahr ein. Im internationalen Vergleich haben Betriebe und auch Beschäftigte noch viel Aufholpotential. Dieses sollten alle Firmen in Deutschland nutzen.

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